Studienreise - Champagne 2023

Vom 27.09.- 01.10.2023 führte die Kolpingsfamilie Ramsen eine Studienreise in die südliche Champagne -Departement Aube- durch. Nachdem wir die „trockene“ Champagne mit endlosen Feldern hinter uns gelassen hatten, empfing uns das Tal der Seine mit grünen Weinbergen. Zur Begrüßung ein Glas Champagner und ein Zwei-Gang-Menü in der Auberge du Cygne de la Croix in Nogent-sur-Seine waren ein perfekter Auftakt. Nachmittags besuchten wir das 2017 eröffnete Museum Camille Claudel und bestaunten ihre einfühlsame Werke. Zu ihrer Zeit blieb Frauen der Besuch der Kunstakademie verwehrt – bei ihrem Talent einfach unbegreiflich. Gegen Abend erreichten wir Troyes, den historischen Hauptort der Champagne. Wir bezogen im Hotel Ibis Style unsere Zimmer. Dann ging es gemeinsam zum Abendessen in die nostalgische Katzengasse (ruelle des Chats) zu Pierre et Clément. 

Am nächsten Tag lernten wir bei einer Stadtführung Troyes näher kennen. Schon im 12. Jahrhundert war die Stadt ein Handelszentrum und ein Zentrum der Textilherstellung (Leinen); mit über 1.000 Beschäftigten ist die Firma Devanlay (Lacoste) mit Textilfirmen noch ansässig. Die Altstadt hat die Form eines Champagnerkorkens; der Kanal der Seine trennt Kopf und Hals. Hohe Häuser in Streifenfachwerk säumen kleine, malerische Gassen und Plätze. Alles wirkt sehr heimelig. Wir kamen an der Synagoge und dem Haus des Gelehrten Raschi vorbei. Die Kirche St. Pantaleon wartete mit eleganter Architektur, hellen Fenstern in brauner Grisailletechnik und einer eigenwilligen Holzdecke auf. Die Kirche wurde zu Ehren von Papst Urban IV. (geboren in Troyes als Jacques Pantaleon) gebaut. Urban IV. ordnete 1264 das Fronleichnamsfest für die gesamte Kirche an. Er starb im gleichen Jahr und wurde im Dom von Perugia beigesetzt. 1935 wurden seine Gebeine in die von ihm gestiftete Basilika St. Urbain in Troyes gebracht und im Chor bestattet; auf dem Platz dieser Basilika stand zuvor die Schusterwerkstatt seines Vaters. Troyes hat zehn Kirchen – in Relation zur Einwohnerzahl viel mehr als Paris. In der Markthalle holten wir uns Appetit für die Mittags­pause. Danach ging es zur Cité du Vitrail, dem 2022 eröffneten Zentrum der Glasmalerei. Ein paar Schritte weiter erwartete uns die gotische Kathedrale Saint Pierre mit ihren herrlichen Buntglasfenstern. Kurz ging es noch zu einem der ältesten Häuser von Troyes, der „Maison du Dauphin“ (von 1472). Die Stadtführung klang im Cellier Saint-Pierre beim Verkosten der „Prunelle von Troyes“ (Schlehen-Spezialität mit 40 %) aus. Danach war Gelegenheit die Stadt noch etwas auf eigene Faust zu erkunden. Der schöne endete Tag endet beim Drei-Gang-Menü im Restaurant le Troyes Fois plus. 

Schon hieß es Koffer packen. Am nächsten Morgen brachte uns der Bus in das Dorf Columbey-les-Deux-Eglises. Das große Lothringer Kreuz aus Granit mit Doppelbalken grüßte schon von weitem. Wir besuchten die Boisserie, das Privathaus von Général Charles de Gaulle. Hier hat er nachgedacht und fand Ruhe. Als einziger ausländischer Staatsgast war Konrad Adenauer am 14.09.1958 für zwei Tage hier zu Besuch: Von Feind zu Freund – Grenzen überwinden – Gemeinsamkeiten schaffen – davon profitieren wir noch heute. Beeindruckend wie bescheiden die Familie lebte; er hat auf Pension von Staat und Militär verzichtet. Die Familie de Gaulle ist auf dem Dorffriedhof beigesetzt. Bei Le Cellier in Bar-sur-Aube wurden wir köstlich bewirtet. Eine gute Unterlage für die Besichtigung und Verkostung im Champagnerhaus Philippe Fourrier in Baroville. Bevor wir das Hotel in Magnant erreichten, stand noch ein Abstecher zur Abtei Clairvaux an. Die Abtei wurde 1115 von Bernhard von Clairvaux gegründet. Sie gründete europaweit Tochterklöster; so 1136 Kloster Eberbach, das wiederum 1143/45 die Abtei Otterberg gründete. Im Zuge der französischen Revolution wurde das Kloster aufgelöst und dient als Gefängnis. Das Hotel Le Val Moret erwartete uns zum Abendessen.

Am nächsten Tag standen „Fromage, Renoir und Champagner“ auf dem Programm. Zunächst fuhren wir nach Chaource. In der Fromagerie wird der gleichnamige Weichkäse hergestellt. Wir bekamen die Produktion erläutert, konnten den Käselaiben beim Reifen zuschauen, verkosten und anschließend im Laden einkaufen. Die Fahrt ging weiter nach Essoyes. 1888 hielt sich der Maler Pierre-Auguste Renoir (1841 – 1919) hier zum ersten mal auf. 1896 erwarb er ein Sommerhaus. Die Familie verbrachte nahezu 30 Sommer in Essoyes. Renoir schätzte das Licht hier und die Aufenthalte taten seiner angeschlagenen Gesundheit gut. Bei einer Tour durch das malerische Dorf kann man Schauplätze seiner Werke entdecken und kommt dann durch einen Blumengarten zu Atelier und Wohnhaus. Wir besuchten noch die Grabstätten der Familie. Witzig: Renoirs Grabstein ist wunschgemäß sehr dünn – damit er ihn anheben kann wenn er einen Spaziergang durch das Dorf machen möchte. Im Espace Renoir gibt eine Dauerausstellung Einblicke in Leben und Werk der Künstlerfamilie Renoir. Ein Lokal an der Ource hatte Filet mignon in Brioche für uns zubereitet; eine köstliche Unterlage für die anstehende Champagnerverkostung im Haus Moutaux in Bligny. Unsere Reiseleiterin Carole erklärte uns, dass man für einen Urlaub in Frankreich trainieren müsste – der Magen sei schließlich ein Muskel der Bewegung braucht. Das Hotel nahm sich dies zu Herzen und tischte uns zum Abschluss ein exquisites Vier-Gänge-Menü auf.        

Dann hieß es Koffer packen, Lunchpakete einladen und ab in nördliche Richtung Wir erreichten die Straße der Fachwerkkirchen. In Lentilles und Bailly le Franc konnten wir grandiose Beispiele dieser Baukunst aus dem frühen 16. Jahrhundert bewundern. Das Holz für die Kirche Saint-Jacques-Saint-Philippe in Lentilles wurde 1512 geschlagen; das ältestes Buntglasfenster ist auf 1505 datiert. Die Kirche Sainte-Croix-en-son-Exaltation in Bailly le Franc ist jünger und etwas kleiner. In der Region gibt es neben Fachwerkkirchen aber auch zahlreiche Kirchen aus Stein; wir hielten kurz in Villeret an der Eglise Saint-Ferréol und in Chavanges an der Eglise Saint Georges (1554 geweiht). In Brienne fuhren wir am Napoleon-Museum vorbei; hier studierte Napoleon fünf Jahre in der einstigen königlichen Militärschule.

In Nancy legten wir einen Stopp ein und genossen zunächst unser Picknick im Park. Dann besuchten wir den Place Stanislas  -seit 1983 auf der UNESCO Welterbeliste- und von den Franzosen als schönster Platz in Frankreich gewählt.  Durch den Triumphbogen erreichten wir den Place de la Carriere, die Basilique Saint Epvre, das Palais des Ducs de Lorraine und die Eglise des Cordeliers; die Grablege der lothringischen Herzöge. Noch ein Blick auf das mittelalterliche Stadttor „Porte de la Craffe“, dann ging es zurück zum Bus. Wir verabschiedeten unsere Reiseleiterin Carole.

Mit vielen neuen Eindrücken im Kopf und Champagner und Käse im Laderaum trafen wir drei Stunden später gegen 18:30 Uhr wieder in Ramsen ein.

   

05.10.2023

Regina Schulz